Versicherungsmakler
Date of registration: Dec 11th 2003
Location: Celle / Hannover Recht-hab-Quote : 100% Schläge für Kaos : 17 Signaturenverachter
Occupation: Informatik
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Informatik ist eine Wissenschaft, die sich mit Informationen beschäftigt.“ Mit dieser im Laufschritt vorgetragenen Definition begrüßt mich der 21-jährige Mark Kubacki vor dem Uni-Hauptgebäude, bevor wir gemeinsam den Hörsaal E001 betreten. „Im Prinzip ähnelt sie der Mathematik, allerdings arbeiten wir nicht mit Zahlen, sondern mit Symbolen. Informatiker sammeln und speichern Informationen, analysieren deren Aufbau und suchen nach dem effizientesten Weg, sie zu verarbeiten. Informatik liegt an der Schnittstelle zwischen Geistes- und Naturwissenschaften.“ Seine Haare sind igelig nach hinten gegelt, er trägt Brille, Strickpullover, braune Jeans und Wildlederschuhe. In der linken Hand glänzt sein silberner Aktenkoffer.
Es ist Freitag, 12 Uhr. Eigentlich beginnt Marks Studientag bereits um 10 Uhr, doch zur „Blockzeit“ Programmieren zu gehen macht für ihn heute wenig Sinn, da keine Hausaufgaben gestellt waren, die besprochen und vorgetragen werden könnten. Darum also jetzt die Vorlesung „Einführung in das Programmieren“. Ich setze mich neben Mark in eine der langen, keine Beinfreiheit erlaubenden Reihen auf einen der 356 Plätze. Wie so ziemlich jeder klappt er sofort seinen Laptop auf. „Viele Informationen in kurzer Zeit zu verarbeiten ist Menschen nicht möglich – aber automatisierbar. Der Computer ist hierzu unser Werkzeug.“ Einer unbequemen Variante eines Kinosaals gleicht der Hörsaal: Statt kuscheliger Sessel gibt es Holzklappstühle und Tischbänke. Nicht Dolby Surround und Spezialeffekte dominieren den Vorlesungsalltag der Studenten, sondern Thesen und Tabellen.
Nach Abitur (Durchschnitt 1,6) und Zivildienst studiert Mark im ersten Semester im Bachelor- / Master-Studiengang Informatik an der „Technischen Fakultät I“ der Uni Hannover. Später möchte der Garbsener in Forschung oder Lehre arbeiten.
Von seinen anfänglich 112 Kommilitonen hat sich vor den ersten Klausuren etwa ein Zehntel verabschiedet, schätzt Mark. Einen Numerus Clausus gab es dem Immatrikulationsamt zufolge zum Semesterstart nicht – alle Bewerber bekamen eine Zulassung. Im Sommersemester lag die offizielle Durchfallquote bei Klausuren bei 42,7 Prozent. Die meisten Studenten verzweifeln an der Mathematik, deren Funktion als „Siebfach“ ein offenes Geheimnis ist. Weitere Pflichtfächer sind Elektrotechnik, Programmieren und Einführung in die Betriebssysteme. Neun Klausuren dürfen die Studierenden bis zur Bachelorprüfung im sechsten Semester in den Sand setzen. Außerdem haben sie „Freiversuche“ für Klausuren, die sie möglichst früh schreiben.
Bei „Einführung in das Programmieren“ geht es heute um den „Umgang mit lokalen Variablen“. Professor Rainer Parchmann hat ein Mikrofon an seinen Pullover mit V-Ausschnitt geklemmt und wandert zwischen Tafel, Projektor und Powerpoint-Präsentation hin und her. Er zeigt, schreibt, erklärt und stellt gelegentlich auch Fragen an das Plenum. Dies jedoch ist größtenteils anderweitig beschäftigt: Auf einem Bildschirm vor mir fährt dessen Besitzer Autorennen, sein Nachbar fiebert mit. Einige Plätze weiter spielt jemand fleißig Solitär, ein PC-Kartenspiel. Hinter mir laufen Gespräche, in der Ecke hat sich schon der Erste aufs Ohr gelegt. Die wenigsten machen sich Notizen. Auch Mark langweilt sich. „Der Stoff ist für mich nichts Neues, ich hatte während der Schulzeit einen ganz guten Informatiklehrer. Ich komme eigentlich nur zur Klausurvorbereitung her, denn oft beziehen sich die Professoren darin auf ihre Vorlesungsinhalte. Viele, für die das Thema neu ist, hoffen, es beim Nachlesen im Skript zu verstehen.“ Eine Anwesenheitskontrolle gibt es nicht. Informatik-Studenten haben im Durchschnitt 23 Uni-Stunden pro Woche zu bewältigen, plus acht Stunden Übungen und drei Hausarbeiten. Die Aufgaben ziehen sie sich aus dem Internet.
Nach der Vorlesung treffen wir Mitstudentin Anna Averbakh in der Mensa. Die 21-Jährige gehört zu der knapp zehn Prozent großen weiblichen Minderheit im Studiengang. Benachteiligt fühlt sie sich nicht: „Ich würde fast behaupten, wir haben einen Frauen-Bonus.“
Am Nachmittag besucht Mark noch die Übung „Grundlagen digitaler Systeme“, in der Dozent Holger Flatt das, was in der zugehörigen Vorlesung vorgestellt wurde, noch einmal aufbereitet. Bevor Mark nach der Übung seine Sachen zusammenpackt und sich auf den Weg zu einem Freund macht, sagt er technisch korret und trocken: „Informatiker sind das Gegenteil von Medizinern: Wir arbeiten nur mit Theorien und müssen nichts auswendig lernen, sondern die Dinge verstehen und anwenden können. Anders als Mathematiker brauchen wir keine Beweise zu führen, denn jede Zeile, die wir später schreiben, ist Gesetz.“ Nicole Wehr
Quelle: Haz, 04.02.2005 Zish
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„Basteln allein reicht nicht“
Professor Erich Barke ( 58 ), Informatikdozent, über ein Studium mit Dynamik.
Welche Voraussetzungen müssen Erstsemester für das Studium mitbringen?
Am wichtigsten sind eine feste Überzeugung und ein großes Interesse am Rechner. Dabei reicht es nicht allein aus, gerne daran rumzubasteln und im Internet zu surfen, sondern man sollte sich auch dafür interessieren, wie ein Computer funktioniert. Studenten, die in der Oberstufe den Mathe- und Physik-Leistungskurs besucht haben, dürften einige der Lehrinhalte bereits vertraut sein.
Warum können Sie ein Informatik-Studium empfehlen?
Wir sind von immer mehr Informatik-Systemen umgeben, sei es nun im Auto oder im Haushalt. Die Automatisierung unseres Alltags und der Fortschritt der „technischen Intelligenz“ sind inzwischen für jeden sichtbar. Ich halte es für sehr wichtig und sinnvoll, sich damit zu beschäftigen. Informatik ist ein Studiengang mit viel Dynamik und guten Zukunftsperspektiven, der sich noch im Wachstum befindet.
Was raten Sie interessierten Schülern?
Junge Leute, die mit dem Gedanken spielen, Informatik zu studieren, sollten unbedingt vorher mal eine Vorlesung oder Übung besuchen, um eine Vorstellung vom Fach zu bekommen. Ich bin auch gerne bereit, Interessenten zu beraten, das bringt oft mehr als der Gang zur Arbeitsagentur. Leider suchen noch viel zu wenige den direkten Kontakt. Also: Alle kreativen, jungen Leute sind herzlich eingeladen, mal vorbeizuschauen. Interview: Nicole Wehr
Quelle: Haz, 04.02.2005 Zish
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1 + 1 = 0
Viele, viele Jungen, viele Laptops und wenige Mädchen. Der Saal ist fast voll. Ein Professor steht vor seinem Mac und wirft eine Aufgabe an eine Projektionsfläche. Er bindet sich das Mikrofon um den Hals. „Wir wollen heute Schaltungen, also Objekte aus dem realen Leben, digital umsetzen.“ Die Stimme erinnert an die Sendung mit der Maus. Wohlbetont erklärt der Professor Schaltungen, UND- und ODER-Gatter. Man hat das Gefühl, alles richtig erklärt zu bekommen, auch wenn man nicht alles versteht. Aus zwei UND-Gattern, einem ODER-Gatter und einem INVERTER konstruiert der Professor einen Halbaddierer, den er an die Tafel „malt“. Er macht das, worum es hier die ganze Zeit geht: Nullen und Einsen auf möglichst kompliziertem Weg in lange Ketten zu schalten. „Das sind die Grundlagen eines jeden Computersystems.“ Das ist interessant, aber Aufzählungen wie „1+1=0 und ein Übertrag“ verwirren dann doch. Dem Inhalt der Vorlesung lässt sich aber sonst relativ gut folgen. Keine Fachbegriffe, die nicht erklärt werden. Es zeigt sich aber, warum einige Physiker und Mathematiker etwas, nun, „weltfremd“ sind. Wer sich jahrelang nur mit Nullen und Einsen beschäftigt, muss das kompensieren. Beispiel? Der Professor zeigt zum Schluss noch „was ganz Wildes“. Ein Raetsel. (Ja, mit „ae“, das „ä“ gibt’s in der Programmiersprache nicht.) Ich versteh nix, bis auf dass alle fünf Zeiteinheiten der „neue Wert“ von 0 auf 1 und zurück wechselt. Warum ist hier die Frage. Dolles Raetsel. Philipp Römer
Philipps erstes Mal … Informatik
Quelle siehe oben
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Eine Aufgabe aus dem ersten Semester
Die Prozedur
Schon zu Studienbeginn müssen Informatikstudenten Aufgaben lösen, die für Nicht-Fachkundige wie Zahlen- und Buchstabensalat aussehen. In der Regel haben sie für fünf bis acht solcher Aufgaben eine Woche Zeit. Diese Aufgabe ist Teil einer größeren, bei der es darum geht, ein Verschlüsselungsprogramm zu erstellen und es dann wieder zu entschlüsseln.
Aufgabe: Schreibe eine Prozedur, welche ein Wertepaar x und y bestimmt, das dazu geeignet ist, die folgende diophantische Gleichung mit gegebenem a und b zu lösen: a•x•b•y=1
Hinweise: Diophantisch heißt, dass a und b, x und y ganze Zahlen sind/sein müssen. Der größte gemeinsame Teiler von a und b ist 1. Es ist nicht effizient, x und y schrittweise durchzuprobieren.
Beispiel: 60•x•13•y=1
=> x=5 und y=•-23•
Lösung:
(define (solve_ax+by=1 a b)
(let ((q (floor (/ a b)))
(r (remainder a b)))
(if (= r 0)
(cons 0 1)
(let ((nw (solve_ax+by=1 b r)))
(cons (cdr nw)
(- (car nw) (* (cdr nw) q))
)))))
Quelle wie gehabt
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Original von paradroid
Mir jedenfalls wäre es peinlich, ein paar Jahre später einen Artikel wieder zu lesen, in dem ich mit einer solchen Mischung aus Ignoranz und Arroganz zitiert werde. Ok, Zish ist so eine Art Schülerzeitung und sollte vielleicht deshalb nicht auf die Goldwaage gelegt werden......
Wie gesagt, ich hoffe, das ganze ist nur ein Irrtum oder jugendlicher Übermut.
Hmmm, mal davon abgesehen, dass solche Vergleiche IMMER hinken, habe ich die letzten 9 Semester wohl irgendwas falsch gemacht. Ich musste Dinge auswendig lernen, Algorithmen beweisen und hatte nie das Gefühl, dass ich mich als "Gesetzgeber" betätige wenn ich irgendetwas programmiere. Erzähl das mal dem Auftraggeber Aber es sei ihm verziehen, mit diesen Aussagen so ein falsches Bild zu zeichnen ... er weiss es halt noch nicht besser (und im 1. Semester kann man schonmal so einen Eindruck bekommen)Quoted
Informatiker sind das Gegenteil von Medizinern: Wir arbeiten nur mit Theorien und müssen nichts auswendig lernen, sondern die Dinge verstehen und anwenden können. Anders als Mathematiker brauchen wir keine Beweise zu führen, denn jede Zeile, die wir später schreiben, ist Gesetz.
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Original von paradroid
Aber Aussagen wie, es sei ein "offenes Geheimnis", dass die Mathematik ein Siebfach sei sind angesichts des Niveaus der Mathevorlesungen für Informatiker
This post has been edited 1 times, last edit by "ChaosE" (Feb 4th 2005, 11:15am)
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So hätte der Artikel wenn auch eher zusammen mit einem Artikel eines höheren Semester zusammen erscheinen sollen.
Junior Schreiberling
Date of registration: Oct 7th 2003
Location: Hannover South Central
Occupation: Erst 2 Semester Ang. Inormatik, jetzt Wirtschafts Wissenschaften
Erfahrener Schreiberling
Date of registration: Oct 10th 2002
Location: Hannover
Occupation: Wissenschaftlicher Mitarbeiter
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Original von metalhen
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Original von paradroid
Mir jedenfalls wäre es peinlich, ein paar Jahre später einen Artikel wieder zu lesen, in dem ich mit einer solchen Mischung aus Ignoranz und Arroganz zitiert werde. Ok, Zish ist so eine Art Schülerzeitung und sollte vielleicht deshalb nicht auf die Goldwaage gelegt werden......
Wie gesagt, ich hoffe, das ganze ist nur ein Irrtum oder jugendlicher Übermut.
Dito.
Ich finde auch, dass dort einiges seehr schief dargestellt ist.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das eine typische Erstsemestersicht ist! So hätte der Artikel wenn auch eher zusammen mit einem Artikel eines höheren Semester zusammen erscheinen sollen.
Man brauch sich dann nicht wundern, wenn manche sehr komische Dinge über uns denken
Das einzige, was ich sehr realistisch finde, sind die Worte von Anna...
This post has been edited 1 times, last edit by "mDev" (Feb 4th 2005, 11:51am)
Erfahrener Schreiberling
Date of registration: Oct 10th 2002
Location: Hannover
Occupation: Wissenschaftlicher Mitarbeiter
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Original von cowhen
Weiß er das wirklich?Quoted
Original von mDev
aber zumindest sehr lobenswert wenn man schon im ersten weiß worums in informatik geht!
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Original von mDev
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Original von cowhen
Weiß er das wirklich?Quoted
Original von mDev
aber zumindest sehr lobenswert wenn man schon im ersten weiß worums in informatik geht!
naja, zumindest dem ersten zitat kann ich zustimmen, bis auf die sache mit den geisteswissenschaften...
Es sei denn, man betrachtet Computer als etwas natürlich entstandenesQuoted
Original von Dr. Jekyll
Informatik ist (wie Mathematik) wesentlich näher an den Geisteswissenschaften. Eine Naturwissenschaft ist es mit sicherheit überhaupt nicht.
Schön gesagt. Überhaupt ähnelt der Versuch, Schülern die Informatik mittels Vergleich mit anderen Wissenschaften (die sie ja nur aus Schulfächern kennen!) zu erklären, dem Vorhaben, jemandem über Analogien aus dem Schlagballwurf Quantenmechanik nahezubringen.Quoted
Da das ganze aber was mit Schubladen und Äpfeln und Birnen zu tun hat ist Informatik einfach nur Informatik.
Guru
Date of registration: Dec 11th 2001
Location: Hämelerwald
Occupation: Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Forschungszentrum L3S, TU Braunschweig)
Dieser Sachverhalt wurde im Artikel aber völlig falsch dargestellt. Im Artikel heißt es, daß es die Funktion der Mathematikprüfungen sei, als Sieb zu fungieren -- daß also Mathematik geplant eingesetzt wird um auszusieben. Das ist natürlich Unsinn, da Mathematik unbestreitbar ein wichtiger Bestandteil dessen ist, was sich Informatik nennt.Quoted
Original von Markus
Ganz ehrlich, ich habe Mathematik im ersten Semester auch als Siebfach angesehen! Und daher kann ich derartige Aussagen voll und ganz nachvollziehen - da sie von einem Erstsemeseter kommen.