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Informatik Minister

Senior Schreiberling

  • "Informatik Minister" is male
  • "Informatik Minister" started this thread

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1

Thursday, February 24th 2005, 5:29pm

Noteninflation

Hi,

Anlässlich dieses [URL=http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,342179,00.html]Spiegel Online Artikels[/URL] und genereller Überlegungen im Zuge meines Bachelorabschlusses, die Frage an alle, nach ihrer Meinung.

Wie steht ihr zur Bewertung von Abschlussarbeiten?
Wie zum Vergleich der Bachelor- und der Diplomsnote?
Wie zur Bildung der Bachelornote als Durchschnitt aller Prüfungsleistungen, die benotet und bestanden sind?
Und wie (mal wieder) zu den unbenoteten Veranstaltungen (hauptsächlich im LS Katalog), die eben nicht in Fach- und Abschlussnote eingehen?

Einfach mal so.

Guten Tag
W.T., der auch mal ein Thema anfangen will.
"Fliegenpilze! Löwen!! Das Leben ist gefährlich." -- www.katzundgoldt.de

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paradroid

Junior Schreiberling

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2

Friday, February 25th 2005, 9:11am

RE: Noteninflation

Quoted

Original von Informatik Minister
...
Wie steht ihr zur Bewertung von Abschlussarbeiten?
Abschlussarbeiten werden in unseren Fachgebieten generell recht gutwillig beurteilt. Das ist aber auch gerechtfretigt, weil die fachlichen Totalausfälle meist schon vorher das Handtuch schmeißen. Wer tatsächlich bis zum Schluss durchhält, gibt meist auch wirklich eine gute Arbeit ab. (Wie üblich übertreibt Spiegel Online und erzählt nur die halbe Wahrheit.) Grundsätzlich ist in den Naturwissenschaften, Mathe und in den Ingenieurwissenschaften zunächst der Prozentsatz derjenigen niedriger, die das Fach nur studieren, um später Kohle zu machen. Dies sieht in Jura & BWL ganz anders aus. Wie gesagt fallen dann diejenigen, die hier total falsch sind, relativ schnell heraus. Insgesamt ist also zu erwarten, dass die Abschlussnoten hier besser ausfallen.

Außerdem: Habt ihr euch mal eine Doktorarbeit in Medizin oder Tiermedizin durchgelesen (also in Studiengängen, wo der Dr. "Pflicht" ist)? Jetzt zum Vergleich eine Doktorarbeit in Physik oder Informatik?

Quoted

Wie zum Vergleich der Bachelor- und der Diplomsnote?
Ein direkter Vergleich ist wohl nicht ganz möglich, aber ich denke dass
1) Die Bachelornoten im Schnitt etwa gleich (gut) wie die früheren Diplomnoten ausfallen.
2) Der Bachelor von der Zeiteinteilung ja eher dem Vordiplom entspricht. Hier ist zu beobachten, dass im Vordiplom durchaus öfter mal eine 3 oder eine 4 auftauchte, weil die Prüfer hier auch Warnsignale setzen wollten. Da sind sie beim Bachelor (als echtem Abschluss) anscheinend vorsichtiger und wohlwollender.

Quoted

Wie zur Bildung der Bachelornote als Durchschnitt aller Prüfungsleistungen, die benotet und bestanden sind?
Ist gegenüber dem Diplom ein Nachteil für den Studierenden, weil man bei vielen Veranstaltungen erst am Schluss merkt, ob sie wirklich sinnvoll sind. Dann ist es meist schon zu spät, man hat sich angemeldet und am Schluss die 3/4 im Zeugnis. Im Diplom hatte man da mehr Kontrolle, was in der Bilanz tatsächlich auftauchte.

Quoted

Und wie (mal wieder) zu den unbenoteten Veranstaltungen (hauptsächlich im LS Katalog), die eben nicht in Fach- und Abschlussnote eingehen?
Tja, irgendwie schade, ne?! ;)

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Markus

the one and only Unterstrich!

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3

Friday, February 25th 2005, 10:36am

RE: Noteninflation

Quoted

Original von paradroid
Außerdem: Habt ihr euch mal eine Doktorarbeit in Medizin oder Tiermedizin durchgelesen (also in Studiengängen, wo der Dr. "Pflicht" ist)? Jetzt zum Vergleich eine Doktorarbeit in Physik oder Informatik?


Nein, bislang nicht. Worin liegt denn der Unterschied (abgesehen vom thematischen ^^ )
Charmant sein? Hab ich längst aufgegeben. Glaubt mir doch eh keiner...

paradroid

Junior Schreiberling

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4

Friday, February 25th 2005, 11:07am

RE: Noteninflation

Quoted

Original von Markus

Quoted

Original von paradroid
Außerdem: Habt ihr euch mal eine Doktorarbeit in Medizin oder Tiermedizin durchgelesen (also in Studiengängen, wo der Dr. "Pflicht" ist)? Jetzt zum Vergleich eine Doktorarbeit in Physik oder Informatik?


Nein, bislang nicht. Worin liegt denn der Unterschied (abgesehen vom thematischen ^^ )
Die meisten Doktorarbeiten in diesen Bereichen sind reine Statistiken. Ich will nicht behaupten, dass das keine Arbeit machen würde (eher im Gegenteil, die Datenerhebung ist eine Quälerei). Aber das theoretische Niveau beschränkt sich meist auf die Anwendung irgendwelcher wohlbekannter Verfahren, auch als Fachfremder kann man solche Arbeiten relativ locker lesen und größtenteils verstehen. Das ist in den Naturwissenschaften definitiv nicht der Fall, da versteht man meist nichtmal die Einleitung.

Das heißt natürlich nicht, dass es in der Medizin keine anspruchsvollen Themen gäbe, aber aufgrund der Menge der Doktoranden ist einfach ein großer Teil reiner Fleißarbeiten dabei.

# transmission terminated #

  • "Joachim" is male

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5

Friday, February 25th 2005, 2:29pm

RE: Noteninflation

Quoted

Original von Informatik Minister
Wie steht ihr zur Bewertung von Abschlussarbeiten?
An unserem Fachbereich fallen die (soweit es mir von Bachelorarbeiten bekannt ist) extrem gut aus (haufenweise 1,0), das ist zumindest verdächtig. Man könnte sicherlich argumentieren, daß sich jeder bei seiner Abschlußarbeit besonders viel Mühe gibt, aber das halte ich für unplausibel, da bei akademischen Prüfungen nicht Fleiß, sondern vor allem Fach- und Methodenkompetenz die primären Bewertungskriterien sind (bzw. sein sollten).

Stellt sich also die Frage, warum Abschlußarbeiten tatsächlich besser bewertet werden als dies zu erwarten wäre. Zwei Einflußfaktoren kommen in Frage, zum einen der Schwierigkeitsgrad der gestellten Aufgaben, zum anderen die Bewertung durch die Prüfer.

Zunächst zum Schwierigkeitsgrad: Es liegt bei der Aufgabenstellung nahe, daß jeder Studierende eine Aufgabe erhält, die seinem persönlichen Niveau entspricht. Demnach erhielten "schlechtere" Studierende eher einfache Aufgaben und "bessere" Studierende eher schwere Aufgaben. Dies würde einen Unterschied zu den sonstigen Prüfungen darstellen, bei denen alle Studierenden dieselben Aufgaben gestellt bekommen, und stellt zudem eine Benachteiligung der "besseren" Studierenden dar. Ein solches Vorgehen (was ich für tatsächlich gegeben halte) ist also aus beiden Gründen abzulehnen.

Nun zu den Bewertungen durch die Prüfer: Mir sind einige Prüfer bekannt, die ihre Aufgabe anscheinend sehr ernst nehmen und bei denen sich auch schlechtere Noten finden. Andererseits habe ich jedoch auch von Fällen gehört, bei denen die Prüfer sich nur wenig oder nahezu gar nicht um die Bewertung von Abschlußarbeiten kümmern. Mir ist beispielsweise ein Fall bekannt, in dem der Vortrag der Abschlußarbeit ohne Anwesenheit von Erst- und Zweitprüfer erfolgte. Da der Vortrag Teil der Abschlußarbeit ist (und daher auch in die Benotung eingeht), zeigt dies deutlich, wie ernst manche Prüfer ihren Job nehmen. Ich bin der Meinung, daß solche Prüfer aus Unkenntnis der Arbeit eher zu gute als zu schlechte Noten vergeben, um möglichen Widersprüchen seitens der Prüflinge aus dem Weg zu gehen.

Quoted

Wie zur Bildung der Bachelornote als Durchschnitt aller Prüfungsleistungen, die benotet und bestanden sind?
Das finde ich gut, vor allem da auf diese Weise nahezu alle im Studium "behandelten" Themen in die Endnote eingehen. Bei Diplomprüfungen wird ja nur ein Ausschnitt daraus geprüft.

Quoted

Und wie (mal wieder) zu den unbenoteten Veranstaltungen (hauptsächlich im LS Katalog), die eben nicht in Fach- und Abschlussnote eingehen?
Das ist Sache der Dozenten. Wenn es sich um Leistungen handelt, die sich schwer bewerten lassen, ist das in Ordnung. Gerade bei Seminaren ist dies meistens der Fall.
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cowhen

Muuuh!

  • "cowhen" is male

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6

Friday, February 25th 2005, 3:43pm

RE: Noteninflation

Quoted

Original von Joachim
Es liegt bei der Aufgabenstellung nahe, daß jeder Studierende eine Aufgabe erhält, die seinem persönlichen Niveau entspricht. Demnach erhielten "schlechtere" Studierende eher einfache Aufgaben und "bessere" Studierende eher schwere Aufgaben. Dies würde einen Unterschied zu den sonstigen Prüfungen darstellen, bei denen alle Studierenden dieselben Aufgaben gestellt bekommen, und stellt zudem eine Benachteiligung der "besseren" Studierenden dar. Ein solches Vorgehen (was ich für tatsächlich gegeben halte) ist also aus beiden Gründen abzulehnen.

Man sucht sich sein Thema selber aus. Es wird ja nicht anhand deiner Durschnittsnote zugewiesen. Die Prüfer kennen oftmals deine bisherigen Noten nicht.

Wie sollen alle Studenten die gleiche BSc-Arbeit schreiben?
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  • "Joachim" is male

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Occupation: Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Forschungszentrum L3S, TU Braunschweig)

7

Friday, February 25th 2005, 4:33pm

RE: Noteninflation

Quoted

Original von cowhen

Quoted

Original von Joachim
Man sucht sich sein Thema selber aus.
Ich zitiere die Prüfungsordnung: "Das Thema der Abschlussarbeit wird vom Erstprüfenden nach Anhörung des Prüflings vorgeschlagen." Also nix mit aussuchen bzw. nur in Grenzen.

Quoted

Es wird ja nicht anhand deiner Durschnittsnote zugewiesen. Die Prüfer kennen oftmals deine bisherigen Noten nicht.
Das nicht. Aber nichtsdestotrotz gibt es unbestreitbar allein schon beim Schwierigkeitsgrad der von den Prüfern angeboteten Abschlußarbeitsthemen eine große Spannbreite. Das reicht von reinen Programmieraufgaben ohne selber zu erbringenden theoretischen Hintergrund bis zu sehr komplexen Fragestellungen.

Quoted

Wie sollen alle Studenten die gleiche BSc-Arbeit schreiben?
Das nicht, aber man sollte versuchen, die "Gleichwertigkeit" der unterschiedlichen Themen zu gewährleisten.
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MAX

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8

Friday, February 25th 2005, 5:29pm

Quoted


Ich zitiere die Prüfungsordnung: "Das Thema der Abschlussarbeit wird vom Erstprüfenden nach Anhörung des Prüflings vorgeschlagen." Also nix mit aussuchen bzw. nur in Grenzen.

Das ist Theorie!!! Die Praxis sieht i.d.R. ganz anders aus. Die Themen werden ausgeschrieben und sind meistens den Studenten schon vor Beginn der B.Sc. Arbeit bekannt. Jeder Student ist also für die Wahl des Themas selbst zuständig. Aus diesem Grund muss ich hier cowhen zustimmen.
Ebenfalls kann ich deinem Argument nicht zustimmen, dass "bessere" Studenten schwerere Arbeiten bekommen, wie aus dem oben genannten Grund folgt.
mfg
MAX

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silence

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9

Friday, February 25th 2005, 9:47pm

RE: Noteninflation

Quoted

Original von Joachim
Demnach erhielten "schlechtere" Studierende eher einfache Aufgaben und "bessere" Studierende eher schwere Aufgaben.


Hmm, das würde ich so allgemein nicht sagen. Es gibt schliesslich keine zentrale Instanz, die die Arbeiten vergibt.

Nicht ganz so gute Studenten würden sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit lieber einfache Themen (reine Programmieraufgaben) suchen. Das setzt aber voraus, dass die "besseren" Studenten ihnen diese nicht vor der Nase wegschnappen, denn das Angebot ist ja auch begrenzt und ich habe nicht gehört, dass sich "bessere" Studenten vor einfachen Arbeiten ekeln ;)

Quoted

Original von Joachim
Benachteiligung der "besseren" Studierenden dar. Ein solches Vorgehen (was ich für tatsächlich gegeben halte) ist also aus beiden Gründen abzulehnen.


In der Tat ist die Abbildung einer Arbeitsleistung auf eine einzelne Note ein nichttriviales Problem. Welche Bedingungen müssen denn für eine 1.0 erfüllt sein? Was muss eine Arbeit schon vom Themenkomplex beinhalten?

Wie vergleicht man reine Programmierleistungen mit eher theoretischen Arbeiten? Ich glaube, eher gar nicht, denn es geht doch darum, dass man das gegebene Problem systematisch und begründet löst, oder?

Fakt ist, dass sehr viele 1.0 vergeben wurden. Allerdings ist die Pipeline ja auch noch nicht "eingeschwungen", es haben also viele "clevere" Studenten in den letzten Semestern die Arbeiten geschrieben und abgegeben. Eine Inflation von 1.0 sollte es IMHO auf keinen Fall nur deshalb geben, weil eine bekommen sollen. Aber wie gesagt: was ist gut? was schlechter?

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Original von Joachim
von Erst- und Zweitprüfer erfolgte. Da der Vortrag Teil der Abschlußarbeit ist (und daher auch in die Benotung eingeht), zeigt dies deutlich, wie ernst manche Prüfer ihren Job nehmen. Ich bin der Meinung, daß solche Prüfer aus Unkenntnis der Arbeit eher zu gute als zu schlechte Noten vergeben, um möglichen Widersprüchen seitens der Prüflinge aus dem Weg zu gehen.


Volle Zustimmung! Das geht überhaupt nicht, wird allerdings von Einigen so praktiziert, leider ... und da kommt dann auch ein flaues Gefühl im Magen auf, was die Aussagekraft der eigenen Note angeht.

Quoted

Wie zur Bildung der Bachelornote als Durchschnitt aller Prüfungsleistungen, die benotet und bestanden sind?


Ebenfalls volle Zustimmung. JEDE Prüfungsleistung zählt und das ist auch gut so.

Quoted

Und wie (mal wieder) zu den unbenoteten Veranstaltungen (hauptsächlich im LS Katalog), die eben nicht in Fach- und Abschlussnote eingehen?


Ich habe sowohl benotete, als auch unbenotete Seminare und Laborübungen absolviert. Unbenotet sind sie meiner Meinung nach unbenotet am Produktivsten. Allerdings darf der Prüfer auch nicht davor zurückschrecken jemanden bei miesen Leistungen davonzujagen.
"Wir stecken immer in der Scheisse, nur die Tiefe ändert sich."
(Ein unbekannter Softwareentwickler)