Da sehe ich auch überhaupt kein Problem. Die VL "Parallele Algorithmen" hat ein Skript, das ziemlich exakt das enthält, was vorgelesen wird. Herrn Parchmanns Prüfungen orientieren sich meist entweder an den von ihm veröffentlichten Inhaltslisten (siehe CK2-Thread, da ist allerdings Dr. Specht Prüfer), oder aber gehen quer durch das Skript.
Ohne dem tatsächlichen Ablauf im konkreten Fall vorgreifen zu wollen, ist nach meiner Erfahrung bei den meisten mdl. Prüfungen (bei allen Dozenten!) am Anfang ein Set von Einstiegsfragen üblich, dann werden zusammenhängende vertiefende Fragen zu 2 bis 3 (nicht zwingend aufeinander aufbauenden, Auslassungen sind möglich) Themen aus der VL gestellt.
Manche Dozenten merken mitten in der mdl. Nachprüfung zu Halbleiterschaltungstechnik, daß die gestellte Aufgabe viel zu schwer ist, weil sie den Prüfling irrtümlich als Student der Elektrotechnik betrachtet haben (ist ja auch kompliziert für Prüfer und Beisitzer, das Prüfungsdeckblatt zu lesen) und mahnen dann zu erhöhtem Tempo bei der restlichen Prüfung, um den Druck noch etwas zu schüren (Zitat: "Ach, Sie sind Informatiker? Dann gebe ich ihnen schnell eine andere Aufgabe, aber wir haben nur noch 10 Minuten" - ich hätte echt anfechten sollen...) -- manche erlauben dem Prüfling aber auch, ein von ihm besonders vertieftes Thema weitgehend monologartig vorzustellen und stellen zusätzlich Fragen zu diesem und anderen Bereichen. Das Gros der mdl. Prüfungen habe ich jedoch als nach dem eingangs genannten Schema ablaufend erlebt.
Allen ist weiterhin gemein, daß ich stets in der Lage war, mich (sofern die üblichen lern-limitierenden Faktoren eliminiert waren) ausreichend anhand der veröffentlichten Materialien vorzubereiten, und zwar im Bachelor- wie auch im Masterstudium.
Natürlich gibt es in jeder Prüfung stets einen Schwerpunkt, der ist aber mitnichten von vorneherein durch die Vorlesung festgelegt. Es kann nur geprüft werden, was vorgelesen wurde, aber längst nicht alles, was in epischer Breite vorgelesen wurde, muß auch in ebensolcher Breite geprüft werden. Also mußt Du eh' alles lernen und das geht mit einem Skript und bei etwas praktischeren Fächern den Übungsblättern exakt genauso gut wie durch den Besuch der Vorlesung, es kommt nur alles ein wenig geballter, weil die Vor-/Nachbereitungszeit zu einem dicken Lernklumpen wird.
Dank der verfehlten Bananen-PO der ersten Bachelorsemester kam ich in den Genuß, eine Menge Prüfungen asynchron zur jeweils jährlich stattfindenden Vorlesung ablegen zu dürfen (Stichwort: "Zwangsanmeldung nach Freiversuch" - ja, so etwas gab's mal, liebe Kinder). Das hat mal so, mal so geklappt, aber nach meinem Dafürhalten war nie die fehlende VL dafür verantwortlich. HLST habe ich mehrfach n.b., obwohl ich die VL + Übungen zwei Semester lang recht regelmäßig besucht habe.
Im Masterstudium hatte ich mich nun so daran gewöhnt, daß ich einige, wenn nicht gar die Mehrzahl der Prüfungen blind ohne Besuch der VL abgelegt habe und das klappt i.A. recht prima. Nicht immer und auch nicht immer beim ersten Versuch, aber dafür ist ja eine ausreichende Anzahl von Freiversuchen vorhanden. Und bei aller Liebe kann ich nun wirklich nicht während der "heißen Phase" meiner Masterarbeit oder sonstiger (manchmal nicht universitärer) Deadlines jede Woche in X Vorlesungen hüpfen.
Die Dozenten, die natürlich nicht vor leeren Rängen lesen wollen, werden das natürlich ungern hören, aber dank der Skripte (gibts schon seit 200 Jahren) und PDF-Versionen der VL-Slides (gibts verstärkt erst seit etwa 5 Jahren, vorher war das bei uns im FB unüblich) muß man, die nötige Disziplin vorausgesetzt, nicht mehr dringend in die Vorlesung - und warum ich von einem PPT mitschreiben sollte, das mir wenige Tage später inhaltsgleich als PDF vorliegt, weiß ich nun beim besten Willen nicht. Vertieft wird da nix, außer meiner Fähigkeit, hübsche Bullets vor jeden Auflistungspunkt zu malen.
Die übliche Argumentation der Dozenten geht neben dem Vertiefungsgedanken in die Richtung, daß viele Dinge in der VL gesagt würden, die nicht im Skript stehen, und das ist manchmal sicher richtig. Gerade in den Fächern T und der Mathematik ist der Besuch der VL extrem hilfreich - aber in A ist das m.E. eher selten der Fall, zumindest in den Fächern, die ich gehört habe. Prof. Vollmer verlinkt am THI
dieses Dokument, das eine entsprechende Argumentation nahelegt. Da kann man jetzt sicher trefflich drüber streiten.
Just my € .02, YMMV und so...