... aber nicht zum Feindbild der Öffentlichkeit avanciert ...
Zustimmung in diesem Punkt. Ist auch Thema, aber mehr in dem Sinne, wie Solidarität mit anderen gesellschaftlichen Gruppen hergestellt werden kann.
Den Rest Deiner Argumentation halte ich für nachvollziehbar, dennoch grundlegend falsch.
Veränderungen durch "Präsenz und Persistenz" sowie ein Maximum an Konformität herbeiführen zu wollen, bedingt doch folgende Haltung: Die geforderten Veränderungen sind eigentlich sinnvoll, die Menschen müssen nur noch davon überzeugt werden.
Da stellen sich dann zwei Fragen:
- Warum werden bestimmte Forderungen für sinnvoll erachtet?
- Unter welchen Umständen werden diese Forderungen für sinnvoll erachtet?
Zu 1.)
Vielleicht ist man selbst während des Studiums krank geworden, kennt Menschen denen es so ergangen ist, oder hat einfach von der Studie zum
krankmachenden Bachelor-Studium gelesen.
Vielleicht hat man selbst Probleme, jedes Semester die Studiengebühren aufzubringen, oder man kennt andere Menschen denen es so geht.
Oder man erinnert sich an die anderen Kinder mit denen zusammen man in der Grundschule eingeschult wurde, und fragt sich, warum man später an der Uni vor allem die wieder trifft, deren Eltern ebenfalls Akademiker sind, und weniger die mit Facharbeitern als Eltern.
Usw. Usf.
Man kann also schnell einige Gründe finden, warum Veränderungen des Bildungssystems sinnvoll wären.
Zu 2.)
Jetzt wird's schon schwieriger. Also, es gibt Punkte, die einen stören. Den Rick stört das eine, den Bastian das andere. Es geht ja um Bildung, also werden Forderungen an die Bildungspolitik gestellt. Wir befinden uns in Hannover, also vielleicht an die niedersächsische Kultusministerin oder auch an die Bundesbildungsministerin.
Und an dieser Stelle kann es jetzt schnell tragisch werden.
Wer garantiert denn, dass geforderte Veränderungen, die Missstände beheben sollen, die einem persönlich das Leben versauen, überhaupt im Sinne der niedersächsischen oder deutschen Bildungspolitik sind?
Vielleicht ist es ja für "uns in Deutschland" gar nicht so schlecht, wenn nicht jeder Bachelor-Absolvent die Möglichkeit hat, ein Master-Studium aufzunehmen. Vielleicht kann die deutsche Wirtschaft durch eine Senkung des Lohnniveaus besser gegen diejenigen anderer Staaten bestehen.
Vielleicht erfüllen die Studiengebühren ihren Zweck, die Studierenden zügig durch die Hochschulen zu führen, damit sie dem Arbeitsmarkt schneller zur Verfügung stehen.
Man kann sich also absolut nicht sicher sein, dass die aktuellen Forderungen des Uni-Streiks unterm Strich noch Sinn ergeben, wenn sie einmal mit dem spitzen Bleistift durchgerechnet wurden. Dabei sollte man auch daran denken, dass die momentanen Zustände nicht vom Himmel gefallen sind, oder besonders boshafte Menschen sie in ihren Hinterzimmern geplant haben. Die internationale Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wirtschaft wird ja durchaus als wichtig erachtet, und der aktuelle Zustand des Bildungssystems soll sie gewährleisten.
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So, und dann steht man im Zweifel da. Hat einen Haufen persönlicher Probleme, "muss" aber trotzdem "einsehen", dass diese im Rahmen der deutschen Bildungspolitik gar nicht von Belang sind.
Das folgende grenzt scharf an einen Allgemeinplatz, aber dennoch: Im Rahmen der Bankenrettung konnten quasi über Nacht Milliardenbeträge bereit gestellt werden. Wäre das deutsche Bildungssystem tatsächlich in einem Zustand, der für Staat und Wirtschaft ein Problem darstellen würde, wäre die Bereitstellung entsprechender Gelder ebenfalls kein Problem.
Eines sollte allen klar sein, es wird keine Geschenke geben.
Edit: Tippfehler ...